Suedkurier, 02.08.2003
von Monika Spiller
Was ist heute schon real?
Hubert Weiland im Schloss Montfort in Langenargen
Was ist real, was virtuell? In der aktuellen Ausstellung im "showroom" von Schloss Montfort in Langenargen drängen sich diese Fragen unabweisbar auf angesichts der Arbeiten des 1962 in Wangen im Allgäu geborenen Hubert Weiland.
Eigentlich ist Weiland ja Bildhauer. Er hat auch eine dreijährige Lehre als Steinbildhauer absolviert, bevor er 1991 bis 1996 an der Münchner Kunstakademie Bildhauerei studierte, wo er auch Meisterschüler war. Nun aber präsentiert er in zwei Räumen des Mitte des 19. Jahrhunderts im sogenannten maurischen Stil errichteten (und schönen) Schlosses Montfort mit seinem bizarren Stilmix eine Bildwelt, in der die Grenzen zwischen klassischer Fotografie, Bildhauerei und Videokunst sich auf irritierende Weise verwischen.
Auch wenn sich Hubert Weiland, wie immer wieder betont wird, als Bildhauer versteht, so liegt doch ein Schwerpunkt seiner künstlerischen Orientierung zweifellos bei der Fotografie. Nicht umsonst erhielt er im Jahre 1997 den angesehenen Sonderpreis beim 8. Bayerischen Fotopreis der Danner-Stiftung München.
Im Jahre 1998 nahm er an einer Gruppenausstellung in Bozen/Italien teil, deren Titel "Transimages - Menschenbilder auf dem Weg ins digitale Zeitalter" gleichsam als Motto für seine künstlerische Arbeit dienen könnte. Er hat sich für die Ausstellung im Schloss Montfort - entsprechend der konzeptionellen Vorgabe der Columbus Art Foundation als Veranstalter - mit den Vor-Ort-Gegebenheiten aktiv auseinandergesetzt. Nun lässt er eine digital erschaffene männliche Figur, die unverkennbar seine eigenen Züge trägt, durch fiktive wie auch durch filmisch dokumentierte reale Räume schreiten.
Nicht nur der bewegte Wasserspiegel des Bodensees, den man auch durch die Fenster des ersten Ausstellungsraums leuchten sieht, oder die reale, historisierende Wandbespannung geben der Figur Halt im Raum, sie durchmisst in Videosequenzen oder auch in den Stills aus dem Animationsfilm, der als Großprojektion im zweiten Ausstellungsraum zu sehen ist, auch den unterkühlt-neutralen Raum eines virtuellen grauen Kubus. Einerseits setzt Weiland modernste Animationstechnik ein und arbeitet hier mit hoher Präzision (wenngleich gegen seine Kunstfigur der Homunkulus des "Frankenstein" aus der Frühzeit des Kinos oder auch die Wachsfiguren aus Madame Tussauds berühmtem Kabinett als vertraute Geschöpfe erscheinen) - andererseits bleibt sein Thema bis ins Letzte klassisch: Figur im Raum, Figur in Bewegung. Sinnbildlich gesprochen interessiert sich Weiland, wie er es selbst einmal ausdrückte, "für den Unterschied zwischen einem Flugzeugmodell und einem Modellflugzeug".
Aktuelle Fragestellungen in Bezug auf künstlich erzeugte Realitäten, etwa das Klonen von Lebewesen, werden nahezu zwangläufig indirekt ins Blickfeld des Betrachters gerückt. Weilands Arbeit ist also ein Spiel mit den vorgefundenen Gegebenheiten und ein Vorstoß in den luftleeren Raum der Virtualität. Ist der Glaube an die technische Machbarkeit ein Wahn? Das sind Fragen, die sich aufdrängen. Der Künstler bleibt dabei neutral.
Monika Spiller
Schloss Montfort, Langenargen. Bis 12. September täglich von 10-12 Uhr und 13-17 Uhr geöffnet.